Die Recherche ist Ausgangspunkt jeder journalistischen Betätigung. Eine gute Grundlage an Informationen zu haben, hat nichts mit tricksen oder Genialität zu tun, sondern mit genauer Arbeit nach einem bestimmten Schema. Eine gute Recherche zeichnet sich eben genau dadurch aus und sollte niemals die Menschen hinter den Geschehnissen, zu denen recherchiert wird, vergessen.
Die folgenden Schritte sind bei jeder Recherche durchzuführen und sind damit das Schema einer Recherche.

Rechercheimpuls

In den Medien macht es keinen Sinn, ohne Hintergedanken ziellos „loszurecherchieren“. Es gibt immer einen Rechercheimpuls. Dieser kann eine

  • Pressemitteilung,
  • ein Medienbericht,
  • ein Gespräch,
  • ein Werbeplakat,
  • ein persönliches Erlebnis u.a. sein.

Schritt 1: Relevanz

Bei jeder Information, die für den Journalisten einen Rechercheimpuls darstellt, ist die Frage nach der Relevanz grundlegend für jede weitere Arbeit. In Zeiten des Internets ist diese Frage nicht obsolet geworden, sondern ganz im Gegenteil noch wichtiger. Ist das Thema also für unsere Zielgruppe interessant? Wenn ja, dann weitermachen, wenn nein, dann entweder sein lassen oder einen anderen Dreh finden. Ein Dreh ist das Hervorheben bzw. Auswählen eines bestimmten Schwerpunkts, der für unsere Hörer interessanter sein könnte, also der derzeitige Dreh. Man spricht in dem Fall auch vom zweiten Dreh.

Schritt 2: Überprüfen

Alle vorliegenden Informationen müssen nun überprüft werden. Gerade bei Pressemitteilungen ist eine sorgfältige Überprüfen ratsam. Neben den Informationen ist die Quelle ein sehr wichtiges Kriterium. Denn letztlich steck hinter jeder verbreiteten Info immer eine Absicht des Verbreiters. Diese Absicht muss dir klar werden. Wenn das nicht gewährleistet werden kann, ist der Griff zum Telefon in jedem Fall besser als vorschnell die Infos zusammenzustellen.

Schritt 3: Erweitern

Beim Schritt des Erweiterns geht es darum, vorliegende Infos mit der Recherche zu erweitern, um ein Gesamtbild zu bekommen. Suchmaschinen, Bücher und vor allem Gespräche mit Experten und Informanten sind wesentlich für diesen Schritt.

Exkurs: Das Hintergrundgespräch

Eine der wichtigsten journalistischen Quellen ist das Hintergrundgespräch. Hierbei handelt es sich um ein zum großen Teil vertrauliches Treffen zwischen Journalist und Informant. Es sind grundsätzlich drei Typen zu unterscheiden, die vor jedem Gespräch festgelegt werden und die als ungeschriebenes Gesetz für beide Parteien gültig sind. Ein Hintergrundgespräch ist eine Vertrauenssache.

  • Gespräch unter eins: Jedes Wort aus dem Gespräch darf unter dem Namen des Gesprächspartners veröffentlicht werden. Als Beispiel wäre hier eine Pressekonferenz zu nennen.
  • Gespräch unter zwei: Alles, was gesagt wurde, darf nicht unter dem Namen des Gesprächspartners, sondern lediglich mit einer Branchenumschreibung veröffentlicht werden. Beispielsweise: Wie aus Regierungskreisen bekannt wurde…
  • Gespräch unter drei: Ein Gespräch unter drei dient hauptsächlich zur weiteren Recherche und ist streng vertraulich. Kein Wort, das zwischen Journalist und Informant gewechselt wurde, darf veröffentlicht werden oder anderen erzählt werden. Nur nach Absprache und in Einzelfällen ist eine Veröffentlichung möglich.

Schritt 4: Motive ermitteln

Auf der Jagd nach einer Story stellt sich bei zugesendeten Infos immer die Frage: Wer hat Vorteile bzw. Nachteile bei einer Veröffentlichung dieser.

Schritt 5: Hypothese bilden

Wenn die Quelle, die Information und das Motiv sorgfältig geprüft wurden, muss nun eine Hypothese gebildet werden. Welche Schlüsse können aus der bisherigen Recherche gezogen werden? Die Hypothese muss im Stile eines Küchenzurufs formuliert sein oder radiospezifischer: Man muss sie z.B. beim Abspülen oder Bügeln verstehen (Radio ist ein Nebenbeimedium).

Schritt 6: Hypothese überprüfen

Viele Informationen wurden gesammelt und überprüft, die Hypothese ist fertig und klingt plausibel. Dennoch muss diese nochmals überprüft werden. Es dient dem eigenen Schutz vor der Veröffentlichung einer Falschinformation oder dem in die Hände spielen einer PR-Kampagne. Wenn die Überprüfung negativ ausfällt, wird wieder bei Motive ermitteln begonnen; sollte die eigene Hypothese stimmen, kann es weitergehen.

Schritt 7: Ergebnis umsetzen

Als letztes wird das Ergebnis als Beitrag, Nachrichtenmeldung oder Reportage umgesetzt.

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